Deutscher Hospiztag 2020

„Oh Herr, gib jedem seinen eignen Tod“, schrieb einst Rilke. „Das Sterben, das aus jenem Leben geht, darin er Liebe hatte, Sinn und Not.“ Um das Sterben, um den letzten Weg eines Menschen geht es der Hospizbewegung und ihren Diensten mit dem Palliativverband. Der Welthospiztag fällt in diesem Jahr auf den 10. Oktober, der Tag des deutschen Hospiz-und Palliativverbandes, im Jahr 2 000 ins Leben gerufen, ist am 14. Oktober. Beide Tage können, coronabedingt, nicht gefeiert werden, wie ursprünglich geplant. Keine Lesungen, keine sonstigen Feierlichkeiten.

Zumindest aber wollten die Hospizdienste aus Pforzheim und dem Enzkreis auf ihre Existenz aufmerksam machen. Östlicher und westlicher Hospizdienst sowie Mitarbeiterinnen des stationären Hospizes und des Palliativdienstes trafen sich daher jetzt in den Räumen des Hospizdienstes westlicher Enzkreis in Ellmendingen zu einem Pressegespräch. „Es gibt uns – was tun wir?“ präzisierte Heidi Kunz, Einsatzleiterin des Hospizdienstes westlicher Enzkreis, den Grund der Zusammenkunft. Unter anderem ging es um nüchterne Fakten, sowie auch um den tieferen Sinn der Hospizarbeit am Sterbenden.

Zu den Fakten: In Deutschland gibt es rund 1 200 ambulante Hospizdienste, etwa 230 stationäre Hospize für Erwachsene, 17 für Kinder und Jugendliche.

Mehr als 120 000 Menschen engagieren sich ehrenamtlich und hauptamtlich im Hospizdienst für die Belange Schwerkranker und Sterbender. Während der letzten Lebensphase versuchen sie Geborgenheit, Wärme und vertrauensvolle Nähe zu geben. Außerdem sollen die Fortschritte der Schmerztherapie und die Linderung schwerer körperlichen Leiden allen Sterbenden zugute kommen.

Im westlichen Enzkreis gibt es, wie Einsatzleiterin Heidi Kunz sagte, 41 ehrenamtliche Mitarbeiter. 61 Begleitungen wurden hier abgeschlossen, also die Menschen sind verstorben, knapp 30 werden noch begleitet. Durch Corona wurden zunächst sämtliche ehrenamtlichen Mitarbeiter

„ausgebremst“, nur die Hauptamtlichen konnten, soweit möglich, Sterbenden und ihren Angehörigen Beistand leisten. Insgesamt gibt es in Pforzheim und dem Enzkreis 163 ehrenamtliche Mitarbeiter. Neue Mitarbeiter aber sind immer hochwillkommen. Schließlich sind auch manche Sterbebegleiter schon in vorgerückten Jahren. Die „Neuen“ werden rund ein halbes Jahr lang geschult, anschließend erfolgt ein Praktikum. Die meisten Sterbebegleiter sind übrigens Frauen, aber Männer rücken nach, wie die Hauptamtlichen feststellten. Was auch dringend nötig ist, da sich etliche sterbende Männer eher einen Mann als Begleitung wünschen.

Begleitet wird „überall, wo Menschen zuhause sind“. so Kunz. Im Heim, im Hospiz, im Krankenhaus, Daheim. Wobei auch die Angehörigen oder Freunde unterstützt werden.

Die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Diensten funktioniert ohne Konkurrenzdenken. Erfahrungen werden ausgetauscht.

Beim Pressegespräch tauchte die Frage auf, was wohl der „beste“ und der „schlechteste“ Tod sei. Nicht ersticken und nicht unter qualvollen Schmerzen enden zu müssen, dürfte wohl heute Standart sein. Aber das Ende annehmen, inneren Frieden finden, die letzte Zeit als kostbar erleben zu dürfen, könnte ein „guter Tod“ sein, so die Erkenntnis in der Runde.

Christiane Viehweg