Schroth, Elke

Bericht vom Praktikum beim mobilen Pflegedienst der Sozialen Dienste Straubenhardt/Keltern

Vom 16. bis 19. Juli 2018 habe ich als Praktikantin den mobilen Pflegedienst im Früh- und Spätdienst begleitet.

Da ich nach meiner „Ausbildung“ zur Sterbebegleiterin beim ambulanten Hospizdienst eingesetzt werden möchte, habe ich mir den mobilen Pflegedienst ausgesucht, um schon mal ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es sein wird, in einen fremden Haushalt zu kommen und sich dort als „familienfremde“ Person aufzuhalten.

Der erste Morgen – Beginn 06:00 Uhr – fiel mir als Spätaufsteher sehr schwer; meine Eloquenz ließ da einiges zu wünschen übrig und die gegen 10:00 Uhr eintretende Sommerhitze trug ihr Übriges dazu bei.

Nach dem ersten siebenstündigen Einsatz und dem Besuch von ca. 20 Patienten war ich körperlich und mental ziemlich erledigt, obwohl ich nur zugeschaut hatte. Einige Patienten waren mir gegenüber etwas misstrauisch und es kamen mir erste Zweifel, ob ich den Anforderungen einer Sterbebegleiterin gewachsen sein würde.

Nach den ersten drei bis vier Besuchen einigte ich mich mit der Pflegerin darauf, dass ich mich nur noch als Praktikantin vorstellte und die Ausbildung beim Hospizdienst nicht mehr erwähnte. Einige Patienten, die in einem nicht so guten Zustand waren, schienen etwas irritiert, vielleicht weil sie dachten, dass es nun schon soweit mit Ihnen wäre und sie bereits „ein Fall für den Hospizdienst“ seien.

Bei der Vorstellung als Praktikant, gab es dann auch wiederum fragende Gesichter, da ich ja schon „so alt“ sei. Eine ältere Dame meinte auch: „Lassen Sie doch den Anfänger (also ich) auch mal was machen, die soll ja schließlich was lernen und nicht nur rumstehen“.

Bei den Patienten handelte es sich durchweg um ältere Menschen, bei denen aber unterschiedliche Pflegeleistungen verrichtet werden mussten: Morgens große Wäsche – Thrombosestrümpfe anziehen, abends kleine Wäsche – Thrombosestrümpfe wieder ausziehen, Medikamentengabe, wie z. B. Tabletten und Insulinspritzen. Für viele Patienten ist es natürlich auch sehr wichtig, dass man sich ihre Probleme anhört und ernst nimmt, was aber aufgrund der begrenzten Zeit pro Besuch nur bedingt möglich ist. Manche Patienten muss man darauf hinweisen, dass leider nicht mehr Zeit zum Bleiben da ist, obwohl das Redebedürfnis nicht gestillt ist, vor allem bei den Alleinstehenden.

Es war auch sehr interessant zu erfahren, wie unterschiedlich das „Altwerden“ und „Gebrechlichsein“ von den einzelnen aufgenommen und gelebt wird. Manche scheinen nur noch vor sich hinzuexistieren und anderen ist trotzdem noch die Lebensfreude und das Interesse am Umfeld geblieben.

In dieser Woche habe ich einen Patienten täglich besucht, da er sowohl auf der Tour des Früh- als auch des Spätdienstes eingeplant war. Es handelte sich um einen Mann im Alter von ca. 80 Jahren, der an Leukämie erkrankt und schon sehr schwach war. Herr K. lag in einem Pflegebett, konnte aber tagsüber auch noch ein wenig im Sessel sitzen und hatte noch einen wachen Verstand, hörte aber schlecht.

Er und seine Frau wussten, dass ich eine Ausbildung beim Hospizdienst mache. Seine Frau schien mir erst etwas erschrocken zu sein, als sie dies hörte, war aber neugierig und wollte mehr von mir darüber erfahren.

Beim ersten Besuch war ich bei der Morgentoilette mit dabei, was mir aber etwas unangenehm war, da das Bad sehr klein war und ich das Gefühl hatte, dass sich Herr K. mit so viel Personen in einen so kleinen Raum nicht wohlfühlte. Beim nächsten Besuch fragte ich seine Frau, ob es ihr was ausmache, wenn ich mich ein wenig mit ihr unterhielte. Ich hatte den Eindruck, dass ihr das sehr recht war und wir haben uns dann jeden Tag ein wenig unterhalten während ihr Mann mit der Pflegerin im Bad war. Nach vier Tagen fühlte sich die Atmosphäre zwischen uns schon etwas ver­traut an und auch ihr Mann hat ein wenig mit mir gescherzt. Fast fiel es mir schwer mich am letzten Tag von den beiden zu verabschieden.

Bei diesem Ehepaar bekam ich eine Ahnung davon, wie es ist, einen Sterbenden und seine Angehörigen zu begleiten und dass ich das in diesem Fall gut machen könnte. Das hat mich nach meinen anfänglichen Bedenken wieder in meiner Absicht bestärkt, diesen Weg weiterzuverfolgen.

Abschließend möchte ich unbedingt noch meinen Respekt für die Arbeit der Pflegerinnen und Pfleger im ambulanten Hospizdienst zum Ausdruck bringen. Was diese Menschen leisten ist wirk­lich enorm und gehört in unserer Gesellschaft wesentlich besser honoriert.

Elke Schroth
ehrenamtliche Hospizbegleiterin